Mineralstoffversorgung im Blick

Mineralstoffversorgung im Blick – Welche Untersuchungen machen Sinn?

Eine gute Mineralstoffversorgung der Rinderherde ist die Voraussetzung, um eine optimale Tiergesundheit und Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Eine Analyse der Einzelkomponenten der Totalen Mischration (TMR) auf ihren Mineralstoffgehalt ist die Grundlage für eine möglichst exakte Berechnung einer ausgewogenen Ration. Um die Konzentrationen im Tierkörper nach Futteraufnahme und Stoffwechselprozessen zu beurteilen, stehen eine Reihe von möglichen Untersuchungsmedien zur Verfügung. Blut, Harn und Kot bieten sich als mögliche Substrate zur Untersuchung an, da sie unkompliziert zu gewinnen und in jedem Laktationsstadium verfügbar sind. Die richtige Auswahl des Mediums je nach untersuchtem Element und die richtige Entnahme sind entscheidend für eine gute Interpretation der Ergebnisse. Bei der Probenentnahme der TMR ist besonders darauf zu achten, frisch gemischte Proben zu verwenden,die nicht durch längeres Liegen auf dem Futtertisch oder selektives Fressen bereits verändert sind. Des Weiteren sollte die Probe aus mehreren kleineren Einzelproben bestehen, die über die Länge des Futtertisches verteilt genommen wurden. Für Blut-, Harn- und Kotuntersuchung werden bestenfalls Proben von 10, mindestens aber von 5 Tieren einer Leistungsgruppe entnommen. Die Proben werden im Labor nach Leistungsgruppen (z.B. Hochleistungs- / Vorbereitergruppe) zusammengefasst und als Poolprobe untersucht.

Welche Aussagekraft haben die Mineralstoffkonzentrationen in diesen Medien?

Futter: Ob als Routineuntersuchung oder bei konkretem Verdacht auf eine unzureichende oder übermäßige Mineralstoffversorgung, die TMR ist das Material der Wahl um sich eine Übersicht über mögliche Bedarfsabweichung zu verschaffen. Von der Futteranalyse nicht widergespiegelt wird die Verfügbarkeit der einzelnen Elemente,die je nach Futtermittel, -zubereitung und vorhandenen Komplexbildnern unterschiedlich sein kann. Möchte man die Stoffwechselvorgänge in der Kuh nicht unbeachtet lassen, können weitere Untersuchungen das Ergebnis der Futteranalyse ergänzen.

Blutproben: Im Gegensatz zur Untersuchung bei akuten Störungen (z.B. hypokalzämischem Festliegen) stellt die Untersuchung von Blutproben keine geeignete Möglichkeit zur Bestimmung der Mineralstoffversorgung der Herde dar. Im Bestreben die eigene Versorgungslage möglichst konstant zu halten, werden Mangel- oder Überversorgungen zunächst durch Freisetzung aus körpereigenen Speichern bzw.erhöhte Ausscheidung ausgeglichen. Eine Abweichung von Normalkonzentrationen im Blut wie im Fall von Kalzium kann dann erst im Fall leerer Speicher, fehlender Kompensationsmechanismen oder nach langandauernder Mangelversorgung auftreten. Außerdem können andere Nährstoffimbalancen oder diverse Futtereigenschaften, Einfluss auf Blutmineralstoffgehalte nehmen. So steht die Phosphorkonzentration im Blut mit TM-Aufnahme, Fasergehalten und damit einhergehender Wiederkauaktivität in Beziehung. Eine Interpretation der Blutanalyse sollte folglich stets im Zusammenhang mit Analysedaten z.B. aus der Futteruntersuchung bewertet werden.

Harn: Die Versorgung von Magnesium, Natrium und Kalium kann anhand von Urinproben beurteilt werden. Dabei werden sowohl absolute Konzentrationen als auch Konzentrationsverhältnisse der Elemente zueinander beurteilt. So kann beispielsweise das Konzentrationsverhältnis zwischen Na:K Hinweise auf einen Natriummangel geben. Die Bestimmung von Kreatinin aus Harn als Referenz für die filtrierte Urinmenge kann für einzelne Fragestellungen in der Mineralstoffuntersuchung zusätzlich sinnvoll sein.

Haar: Die Untersuchung von Haaren für eine Übersichtsaufnahme der Versorgungslage im Stall ist nicht zu empfehlen. Haarkonzentrationen sind oft zu wenig sensitiv gegenüber abweichenden Konzentrationen in der Mineralstoffaufnahme und können Mangelsituationen nicht gut abbilden. Werden in der Haaruntersuchung Überversorgungen angezeigt, stellt sich die Frage ob die Proben nicht durch Stallstäube kontaminiert oder durch unterschiedliche Haarfarben, die die Ergebnisse beeinflussen, entstehen.

Kot: In extensiven Haltungsformen ist die Gewinnung der o.g. Proben oft schwierig. Zum einen aufgrund des komplizierteren Handlings der Tiere, zum anderen spiegelt eine punktuelle Untersuchung des Weideaufwuchses nicht zwangsläufig das durch selektives Fressverhalten aufgenommene Futter wieder. Eine Untersuchung von Rinderkot von der Weide kann für die Elemente Ca, P und Mg eine mögliche Alternative zur Futteruntersuchung sein.

FAZIT:

  1. Die Untersuchung der TMR liefert die beste Aussage zur Beurteilung der Mineralstoffversorgung
  2. Für ergänzende Untersuchungen muss das geeignete Untersuchungsmedium genutzt werden
  3. Poolproben aus Blut können bei Ca, P und S, aus Urin für Mg, K, Na und S gebildet werden. Haarproben können die Untersuchung des S-Gehalts unterstützen.
  4. Die Medien bei Routineuntersuchungen können sich von denen unterscheiden, die bei der Analyse konkreter Mineralstoffmangel oder – überversorgungen sinnvoll sind.
Geeignete Medien zur routinemäßigen Untersuchung der Mineralstoffversorgung im Bestand
TMR Blut Harn Haar
Kalzium (Ca) +++ (+)
Phosphor (P) +++ + +
Magnesium (Mg) +++ + +++
Kalium (K) +++ (+) +++
Natrium (Na) +++ (+) +++
Schwefel (S) +++ ++ +++ +
+++ sehr gut geeignet, ++ gut geeignet,

+ mäßig geeignet, (+) nur bei akuten Gesundheitsproblemen aussagekräftig, – ungeeignet